Die Alte ist kein Puttel mehr

Und dann kam der alte Kumpel Lingnau, der kein Fanatiker ist, so wie wir, aber der sich immerhin schon mal ein altes Hertha-Trikot besorgen wollte, mit Streifen und Schnürchen. Wurde aus irgendeinem Grund nichts draus. Genausowenig wie mit den drei Punkten bei den Werder-Würsten. Dabei schien die Sache schon so gut wie im Sack. Eingetütet, zugeklebt, Stempel druff, fertig. Kurz musste ich an das vermaledeite Vierzuvier gegen Frankfurt von anno Dezember 2014 denken. Aber nur kurz.
Lingnau war also da, ein paar andere Kollegen ebenfalls. Eine kleine aber feine Runde, Elmrock hatte extra Tische reservieren lassen, im Hecht, dem urigen Gastrobetrieb am Stutti. Gleich neben dem gleichnamigen Angelgeschäft. Die gehörten mal zusammen, ist schon eine Weile her. Das hat uns die aufmerksame Tresenkraft Feli verraten. Feli hatte uns freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass nicht jedweder Rauchwarenkonsum vorm Kneipenfenster statthaft ist. Also ein wenig zur Seite getreten, schon war die Sache geritzt. Soweit, so unsportlich.
Hertha hamwa natürlich auch gekiekt. Abgesehen vom Endergebnis war das Spiel richtich jut. Dardai fand es sogar „geil“. Von mir aus auch das. Der Ball lief flott durch die Reihen, die Tore waren allesamt Sahne. Der Sky-Reporter hat sich vor lauter Lobhudelei kaum noch eingekriegt. Dem Webmaster isses noch nicht ganz geheuer, dass die Alte so übern grünen Klee gelobt wird. Wo wir uns doch längst mit dem Stigma des Liga-Aschenputtels angefreundet hatten. Seis drum.
Das 3:3 ist unterm Strich vielleicht sogar nicht ganz ungerecht, die Wiedwaldwurst im Werdertor schien jedenfalls nicht ganz unbeteiligt, zumindest bei den ersten beiden Herthatreffern. Asche auf sein Haupt. Trotzdem: Ein aufgeholtes Unentschieden fühlt sich wesentlich besser an, als ein sicher geglaubter Sieg, der noch durch die Finger flutscht. Doch bevor unsereiner dem verpassten Sieg großartig hinterhertrauern konnte, wurden flugs ein paar Personalien verkündet.
Numero uno: Brooks bleibt. Zumindest hat er nen neuen Vertrag unterschrieben. Angeblich sogar ohne Klausel. Öffentlich gab es ein großes Bekenntnis zum Heimatverein, auch die Hartnäckigkeit des Managers wurde gebührend gelobt. Ich kann mir – was Hertha anbelangt – eine gewisse Grundskepsis nicht gänzlich abgewöhnen, aber verdammt, da wird momentan einfach mal gute Arbeit abgeliefert. Chapöchen.
Numero dos: Yanni Regäsel geht nach Frankfurt. Unser frischfrecher Shootingstar auf Rechtsaußen. Hatte noch keinen Profivertrag an der Spree, dafür jetzt am Main. Sein Frankfurter Arbeitspapier gilt bis 2019. Numero tres: Änis Ben-Hatira. Das verletzungsanfällige Teilzeit-Genie. Ebenfalls nach Frankfurt, erstmal nur bis Saisonende. Um die Wertigkeit der beiden Abgänge seriös einschätzen zu können, fehlt es mir an Nähe. Mein Gefühl sagt mir, die beiden Wechsel machen Sinn.
Was passiert mit Ronny? Nicht viel, der hiesige Winter kann ihn nicht mehr schrecken, Kohlen sind genug da. Auch gut. Fühl dich wie zu Hause, Compagnero.

PS Immernoch Dritter.