Zu Beginn seiner Lehrzeit als Manager hat MP mal davon gesprochen, Hertha müsse nun schnellstmöglich einen „Turnaround“ schaffen. Das muss 2009/10 gewesen sein, vielleicht auch 2011/12, war jedenfalls ne Abstiegssaison. Jeder wusste, was gemeint war, es klang trotzdem seltsam unfussballerisch. Is schon klar, Futte is mittlerweile überwiegend ein Wirtschaftsding, aber Aktionärsversammlungsvokabular sollte man auch als Geschäftsführer in der Öffentlichkeit eher vermeiden. Von mir aus gerne beim Halbzeit-Lunch mit Ingo Goethe und Werner Antifarmer, aber nicht, wenn der gemeine Fan – also icke (Esel) und meinesgleichen – mithören resp. mitlesen. Wenn ich das in meiner ehrenamtlichen Funktion als externer Berater mal anmerken darf (räusper, räusper).
Zuletzt hat Meikel Prietz wieder mal in der Assoziationskiste gekramt, sich diesmal aber eines biologischen Fachausdrucks bedient: DNA. Ging um unseren zukünftigen Meistertrainer. Zuvor wurde er (glaube ich) in einer der wöchentlichen Presserunden gefragt, welche Anforderungen der kommende Dardai-Nachfolger denn erfüllen müsste. „Er soll die DNA des Klubs behüten“, antwortete unser verantwortlichster Erbgutverwalter sinngemäß. Für alle Bio-Luschen unter uns (mich eingeschlossen): DNA ist die Abkürzung für „Desoxyribonukleinsäure“. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um (Zitat) „(…) eine Nukleinsäure, die sich als Polynukleotid aus einer Kette von vielen Nukleotiden zusammensetzt. Das in den Chromosomen befindliche Biomolekül ist bei allen Lebewesen und bei vielen Viren der Träger der Erbinformation, also die materielle Basis der Gene.“ So langsam dämmert mir, warum es so kompliziert ist, einen neuen Chef-Übungsleiter zu finden. MP hätte natürlich auch sagen können, der Neue muss wissen, wie Hertha tickt. Wobei diese Formulierung auch problematisch ist, man denke nur an die tickende Zeitbombe. Im Zusammenhang mit dem zu vergebenden Trainerjob nicht ideal. Bleiben wir also lieber bei DNA. Die drei geheimnisvollen Buchstaben scheinen jedenfalls die Fanstasie der Sterndeuter im Herthakosmos zu beflügeln, allerdings mit bislang bescheidenem Erfolg: Niemand weiß so recht zu sagen, worin denn (bitteschön) die Hertha-DNA besteht. Geben muss es sie, sonst würde der Klub ja nicht existieren (materielle Basis!). Ich stelle mir gerade vor, wie die Vorstandsherren die Trainer-Kandidaten zu Herthas Erbinformation ausquetschen. Ich sehe es schon vor mir: Eines Tages wird ein zukünftiger Kloppo seine Memoiren veröffentlichen und von einem ominösen Vorstellungsgespräch bei Hertha berichten. „Wir waren uns fast einig, als die Frage nach der DNA kam. Ich war so perplex, brachte kein Wort heraus. Damit war die Sache beendet. Ich habe mich dabb doch lieber für das Angebot von Real entschieden…“ (ha ha ha, kleiner Scherzinho).
Ante Covic ist der momentan am heißesten gehandelte Kandidat, mit eingebauter Hertha-DNA, sozusagen. Wär mir recht. Wobei mir jeder andere auch genehm wär. Wer sich für Hertha entscheidet, kann so verkehrt nicht sein. Behaupte ich (allen Neururers und Skibbes zum Trotz) einfach mal.
Man vergleiche mal die Entwicklung der Manager Preetz in Berlin mit Bobic in Frankfurt. Beide müssen mit einem knappen Budget haushalten. Aber der Unterschied ist so offensichtlich. Preetz hat keine Eier auch mal mutige Entscheidungen zu treffen. Nach Favre, Skibbe, Funkel und Babbel auch kein Wunder. So eiert die Hertha auch nächste Saison ohne erkennbares Ziel weiter. Wenn Union aufsteigt könnte Hertha zu einem Westberliner Plastic-Club degenerieren. Und die Ostler sind dann der wahre Hauptstadtclub.