Dazu nur soviel

Letzter Logbucheintrag ist ein paar Wochen her, mannomann. Mittlerweile liegt der 4. Spieltag hinter uns, sieben Punkte, nicht schlecht.
Ich lag nicht auf der faulen Haut, im Gegenteil, es fand sich nur partout keine Zeit für diesen Hertha-Unser-Schmonzes hier. Habe auch keinen Schreib-Vertreter, immer noch nicht. Weil es keinen Pfennig fürs Schreiben gibt, alles total ehrenamtlich hier. Und für lau tut sich das natürlich niemand an. Da hilft kein Bitten und kein Betteln, ich krieg regelmässig Absagen. Wenn überhaupt. Meistens werden meine höflichen Anfragen einfach ignoriert. Ich weiß, die Latte liegt hoch, aber mein Gott, ich reiße doch keinem den Kopf ab. Am Ende bleibt es am Präsi hängen, auch jut. Der Fußballgott wird es mir danken, eines schönen Spieltages.

Was habe ich, was habt Ihr versäumt? Nix und doch einiges. Ende August zum Beispiel, ich kam gerade ausm Urlaub zurück (eine Woche Ostsee). Da fiel mein Blick am Kiosk meines Vertrauens auf die ehedem aktuellste Ausgabe des Berliner Stadtmagazins „tip“ (Heft 18/2015). Titel: „Wahre Liebe“. Unterzeile: „Fußball fern vom Kommerz: Berlins untere Ligen und ihre Fans“. Na holla, dacht ick mir, olle Tippse. Auf ihre alten Tage entdeckt die Programmtussi den Fußball. Chefredakteuse Steffi Dörre begründet im Intro die Beweggründe der Redaktion so: „Fußball gehört zu den Themen, für die sich fast alle beim tip begeistern, die es jedoch selten ins Heft schaffen. Sport ist eben eher Tages- oder Livegeschäft.“ Musste ich erstmal stutzen. „Eher Tages- oder Livegeschäft“? Komischer Grund, um ein derart medien- und genreübergreifendes Sujet wie Fußball, das offenbar fast alle interessiert, wie die Chefin selbst konstatiert, einfach so links liegen zu lassen. Denke sich jeder seinen Teil, vielleicht diente die Einleitung ja auch einfach nur dem Spannungsbogen. Denn natürlich fragt sich der geneigte Intro-Leser an dieser Stelle unweigerlich: Wie zum Henker hat sich dieses irre Tages- und Livephänomen verficktnochmal doch noch ins Heft gemogelt? Sogar auf den Titel??
Lauschen wir Frau Dörres erklärenden Worten: „Als dann aber Onlineredakteur Martin Zeising mit der These kam, dass immer mehr Fans samt Familie zu den unteren Berliner Ligen gingen, weil man dort fernab vom Kommerz noch echte Spielkultur erleben könne (er ist natürlich einer dieser Fans), war das für uns ein guter Grund, Fußball zum Titelthema zu machen.“ Spielkultur, Familien- und Vereinsidylle? Riecht etwas nach Sozialromanze, aber wat solls, die 3,90 Euro für das Kommerzheft hatte ich gerade noch über.
Habe meine Investition dann aber doch bereut. Denn was als Berliner Fußball-Underground-Reportage angepriesen wurde, stellte sich beim Lesen als mies getarnte Tebe-Lobhudelei heraus. Damit es nicht ganz so plump daherkommt wurde noch ein bisschen Hartplatzprosa von Tasmania und dem SV Empor eingestreut. Statt Amateurfußball dreht sich alles um Tennis. Berlins untere Ligen und ihre Fans? Nix gegen Borussia Berlin (immerhin 5. Liga), aber mehr am Thema vorbei geht eigentlich nicht.
Was ist mit den ganzen türkischen, arabischen, kosovarischen, italienischen, kroatischen hastenichgehört Vereinen? Was mit den Kiezklubs Hansa 07, Eintracht Südring, 1. FC Neukölln, den Concordias, Alemannias und so fort? Die unzähligen Freizeit-, Kneipen und Tresenteams? Nix dergleichen. Stattdessen Tebe von hinten, unten und vorne, so toll, so schön, so herrlich anders und unkonventionell. Garniert mit kleinen Seitenhieben auf Hertha (und Union), von wegen niveaulose Fans und so. Durfte natürlich nicht fehlen. Ziemlich peinlich. Ich war kurz davor, einen geharnischten Leserbrief zu verfassen, habe von dem Gedanken dann doch Abstand genommen. So viel Aufmerksamkeit hat die Pseudo-FuWo nicht verdient.

Den Ärger darüber wollte ich mir schon vor zwei Wochen von der Seele geschrieben haben. Es hat nicht sollen sein, darunter leidet die Aktualität, sorry. Diesmal sollte das Thema nämlich unsere olle Hertha sein, warum es Euch, mich und uns alle seit Generationen da immer wieder in Scharen hinzieht, scheiss egal, was immer auch passiert. Dazu nur soviel: jedenfalls nicht aus daffke.