Vom Spiel habe ich wenig mitbekommen. Entweder versperrte Nebel oder eine fette Fahne die Sicht. Vielleicht besser so. Denn so ist das nun mal, Auswärtsspiele mit der Alten sind selten vergnügungssteuerpflichtig. Von außen immerhin geile Optik, wie zahlreiche Dokus auf Insta und Co. beweisen. Positiv auch, dass die Bahn am Sonntag gefahren ist, sogar pünktlich, hin und zurück in jeweils weniger als zwei Stunden. Gutes Timing, Herr Weselsky.
Hamburg also war das Ziel, die alte Perle, bisschen verlottert, aber hin und wieder wird ordentlich durchgespült, danke Nordsee.
Sonntagvormittag durch den abgefuckten Nuttenkiez zu schlendern, hat was morbides und stellte sich im Nachhinein als gute Einstimmung für den kommenden Kick heraus. Auf dem Weg zum Millerntor sind wir einer Gruppe von Ordnungshütern begegnet, die justamente ein paar durchtrainierte Fußball-Gangster von der Gegnerseite in der Mangel hatten. Wir sollten doch lieber einen anderen Weg wählen, meinte ein Uniformierter, hier würden noch mehrere solcher Exemplare herumlungern, um den „A-Fans“ (womit wir gemeint waren) Schals und sonstige Fan-Utensilien mit Nachdruck abzuschwatzen. Den gutgemeinten Rat haben wir brav befolgt, sind dann auch unbeschadet im Stadion angekommen.
Zuletzt war ich vor zwanzig Jahren bei Sankt P., Abendspiel im Pokal, fiel mir gerade noch ein, davor Ende Achtziger, noch vorm Mauerfall. Das neue Areal ist bei Licht betrachtet durchaus ansprechend, nicht nur das Stadion, auch der Hochbunker im Hintergrund, davor zwei Nebenplätze, eine richtig nette Fußballstube.
Die Paulianer bezeichnen sich mittlerweile als geschlechtsneutral, sind mithin staatstragend, und begrüßten uns entsprechend mit politisch korrekter Choreo. Na, von mir aus. Ein Transparent irritierte allerdings, auf diesem waren etliche Figürchen raufgepinselt, die aus der Ferne betrachtet wie Dildos aussahen, wie mein Vordermann scharfsinnig bemerkte. Das wäre immerhin passend zur nahen Sündenmeile, Stichwort Freudenhaus.
Nach freudlosen neunzig Minuten gab es den obligatorischen Schlussapplaus für unsere fleißigen Talente, anschließend sind wir flugs Richtung Elbe abgedampft, Fischbrötchen schmausen und den Blick über die Hafenanlagen schweifen lassen. Zur Abrundung ein letztes Bierchen in jener Eckkneipe, in der vor nicht allzu langer Zeit der Relegationstriumph gegen die Rotschlüpper gefeiert wurde. Könnte meine Stammkneipe sein.
Unvergesslicher Kneipenbesuch war das damals. Schöne Erinnerung