Covic ante portas. Das wäre noch vor wenigen Monaten eine tolle Zeile gewesen. Etwa zu der Zeit, als sich die Spekulationen hinsichtlich der Beförderung unseres verdienten Nachwuchstrainers verdichteten. Etwas abgehoben, aber trotzdem genial, um gleich mal mit einem Selbstlob anzufangen. Meine Lateinkenntnisse sind leider nicht so genial. Ich glaube, wenn man den Halbsatz mit „Covic vor der Tür“ übersetzt, wäre das nicht ganz korrekt, zumal damit nicht deutlich wird, ob derjenige vor der Tür (genauer vor den Toren) im Begriff ist rein- oder rauszugehen. Die lateinische Redewendung wurde laut Wikipedia ursprünglich im Zusammenhang mit dem berühmten Feldherren Hannibal (Karthago, sic!) zum geflügelten Wort, sogar der große Loriot hat sich in einem seiner Filme ihrer bedient. Die beiden – also Hannibal und Pappa Frohwein – wollten definitiv irgendwo rein. Ante Covic wird wohl bei nächster Gelegenheit vor die Tür gesetzt werden.
Während ich hier sinniere, klicke ich alle paar Minuten auf die einschlägigen Seiten, um nur ja nicht den Vollzug seines Rauswurfs zu verpassen. Ich hätte mir das anders gewünscht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die aktuelle Trainerkonstellation noch lange Bestand haben wird. Das desaströse Nullvier vom Sonntag – man kann es leider nicht anders nennen – lässt im Grunde keinerlei Spielraum für optimistische Zukunftsphantasien. Der allgemeine Furor richtet sich nicht minder gegen Meister Preetz, dem einerseits die (allem Anschein nach zum Scheitern verurteilte) Installation des Übungsleiter-Eigengewächses angelastet wird, des Weiteren hängen dem Geschäftsführer Sport noch immer die beiden Abstiege unter seiner Ägide nach. Der allgemeine Verdruss ist durchaus nachvollziehbar, mit den Jahren nutzt sich so ein Gesicht einfach mal ab, sofern es nicht von Glanz und Gloria überstrahlt wird, so wie das des großen Bruders von unserem alten Onkel Dieter. Seufz.
Andererseits sollte man nicht vorschnell das Kind mit dem Bade ausschütten. Das hören die meisten nicht so gerne, wenn es lodert und brennt, aber Kontinuität ist durchaus von Vorteil, nicht zuletzt bei der Personalrekrutierung. Wer irgendwo anheuert, will schon gerne wissen, wie und mit wem es weitergeht. Und nicht alle Nase lang einen neuen Käptn am Ruder, der wieder einen neuen Kurs einschlägt, um das murrende Volk vorübergehend zum Schweigen zu bringen. Die Leichtfertigkeit, mit der solcherlei Forderungen aufgestellt werden, liegt nicht zuletzt an Jürgen Klinsi Klinsmann, Enkel eines Herthafans aus der Nähe von Eberswalde, Weltmeister und Weltenmann, der jüngst quasi als Lordsiegelbewahrer der Windhorst-Millionen in Herthas GmbH&CoKG-Aufsichtsrat bestellt wurde. Ich bin auch heilfroh, dass wir so einen haben, ich hätte auch nichts gegen Buddha-Figuren auf dem Herthagelände, ganz im Gegenteil. Aber ein Klinsi alleine macht noch kein Sommermärchen, zumal die Saison bei uns bekanntermaßen schon im Frühling endet.
Überhaupt, die ominösen 225 Millionen scheinen nicht nur unsere Alte ganz kirre zu machen. Bei jedem Spiel fühlt sich irgendein oberschlauer Reporter bemüßigt festzustellen, dass Hertha die Taschen voller Kohle hat, aber trotzdem nix gebacken kriegt. Das erinnert mich immer an jene Leute, die nicht arbeiten müssen, weil ihr Geld ja für sie arbeitet. Beim Barte des Propheten, ich komme schon ein bisschen rum, ich blicke auf manch Baustelle, gibt ja genug in Berlin, aber ich habe bis heute weder einen Sack Münzen, noch ein Bündel Bares mit Schaufel oder Spitzhacke rumlaufen gesehen. Alter, ick schwöre.