Den Sonntag hatte ich mir vorsorglich freighalten. Nach dem Spiel noch inne Kneipe, das könnte eventuell etwas später werden, so in etwa hatte ich spekuliert. So sollte es sein, Dardai im Sportstudio habe ich damit leider verpasst, aber wozu gibts Internet? Dass es kein Siegerbierchenabend wurde, geschenkt, es hat trotzdem wieder geschmeckt. Allerdings habe ich am morgen danach doch ein bisschen weiche Knie gehabt. Weihnachten, Silvester und ein paar Wochen ohne echten Fussball, da ist es schwer, gleich wieder an die Galaform aus dem Dezember anzuknüpfen. Das gleiche gilt natürlich auch für Hertha.
Unsereiner hat vor dem Spiel noch mal die Hauptsponsoren-Diskussion aufgerollt. Dabei kam ein Aspekt zur Sprache, der bislang in der öffentlichen Debatte eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat. Und zwar der, dass „bet-at-home“ auch als Aufforderung missverstanden werden könnte, mit dem Arsch doch lieber aufm Sofa hocken zu bleiben, anstatt sich im Olympiastadion ein wenig frischen Wind um die Nase pusten zu lassen. Vom Webmaster musste ich mich zudem belehren lassen, dass der ebenfalls angedachte Deal mit Rocketinternet noch abgefuckter gewesen wäre, weil die Samwer-Brüder ja wohl die letzten Fotzköppe seien. Das waren nicht seine Worte, aber so waren sie gemeint. Bet-at-home als das kleinere Übel, wer hätte das gedacht. Gibt als Trost ja immerhin ein paar Taler pro Saison. Trotzdem: Vielleicht wäre es marketingtechnisch klüger von den Wettfritzen, wenn sie statt ihres (ohnehin nicht sonderlich originellen) Logos irgendwas Fetziges auf die schmucke Herthabrust pinnen würden. Könnten ja einen Wett(!)bewerb für ein neues Logo starten. Oder irgendeiner Gutmenschen-Organisation das Recht einräumen, anstatt des eigenen Logos das ihrige auf Herthas Brust zu heften. Nur ne Idee, aber nicht die schlechteste, sag ich mal.
Jedenfalls besser als die von Schlachtpapst Tönnies, einen angeblichen Flirt mit Brooks auszuplaudern. Die Nummer war wohl schon gestern aufm Markt, ist an mir aber komplett vorbeigegangen, trotz Twitter und dem ganzen Info-Schnickschnack. Das gute alte Dampfradio hat es mir heute morgen verkündet, da war ich doch einigermaßen überrascht. Erheitert hat mich dagegen Preetzens diesbezügliche Aussage: „Was soll er auf Schalke, etwa Fußball spielen!?“ Bemerkenswert ist vielleicht noch der Hinweis, dass Brooks in diesem Winter nicht wechseln wird. Da sich unser Jerome-Boateng-Klon bislang noch nicht zu einer Weiterbeschäftigung bei Altedame.Inc durchringen konnte, gehe ich Stand jetzt davon aus, dass der Bursche im Sommer dem Lockruf des Geldes folgt. Und der trötet am lautesten aus Engeland, ist angeblich ja auch Brooksens Lieblingsliga. Fänd ich schade, allerdings haben wir mit Stark ja auch schon einen guten Backup in der Hinterhand, von daher mache ich mir deswegen keinen großen Kopp. Wenn bei dem Transfer auch noch ein hübsches Sümmchen aus dem sagenumwobenen TV-Füllhorn in die Herthakasse fließt, bitteschön.
PS. Wir sind immer noch Dritter.
Das Spiel am Samstag war auf den ersten Blick etwas zäh. Der Dardai Lama machte aber abends im Sportstudio alles andere als einen unzufriedenen Eindruck, nach dem Motto: lieber Spatz in der Hand als Taube auf dem Dach. So zeigte sich schließlich am darauffolgenen Sonntag, dass die Rivalen Schalke und Wolsburg erst mal ganz bitter ihren Rückrundenauftakt verkackt haben. Insofern geht der Punkt (ohne Gegentor) völlig okay. Hertha BSC steht mit Dardai für die neue, fröhliche Genügsamkeit. Ein echter kultureller Paradigmenwechsel in der (Presse)-Hauptstadt. Ich find´s voll angenehm und hoffe, das hält noch ein bisschen länger so an.