Aufrichtiges Beileid

Was ein bisschen irritiert hat war der Umstand, dass ab der 50. Minute alle Nase lang der neue Zwischenstand aus München eingeblendet wurde. Ich bin nur froh, dass sich Dardais Jungs nicht haben ablenken lassen, jedenfalls sah es nicht danach aus. Noch kurioser als die fünf Lewandowski-Dinger war allerdings der Wagner-Doppelpack in Darmstadt. Dass Ibisevic mal wieder treffen würde, war dagegen nur eine Frage der Zeit.
Rundum zufrieden könnte man sein, weil alles so fein harmoniert hat, an diesem milden Septemberabend. Dabei wurden vor dem Spiel nicht wenige Sorgenfalten gezählt, was angesichts der zahlreichen Verletzten und Angeschlagenen nicht weiter verwundert. Das macht den Sieg zwar wertvoller, er wirft aber zugleich einige Fragen auf. Eine könnte sein, ob sich Keeper Kraft nicht mal eine längere Auszeit gönnt und seine Schulter richtig auskuriert. Denn Ersatzmann Jarstein hat nicht nur auf mich einen ausgesprochen souveränen Eindruck gemacht. Man konnte auch sehen, dass er mit dem Ball besser befreundet ist, als Kollege Kraft, der die Pille mitunter doch recht unbeholfen wegbolzt. Mal gucken, wie Pal das sieht.
Schön, dass bei uns momentan alles einigermaßen rund läuft. Toitoitoi. Davon können einige Konkurrenten momentan nur träumen.
Ist mir normalerweise schni-schna-schnuppe. Wenn es bei anderen Vereinen drunter und drüber geht, regt sich höchstens mein Spottsgeist. Im Falle Borussia Mönchengladbach verspüre ich echte Empathie. Zumindest ein bisschen. Kann gut nachempfinden, wie es sich anfühlt, wenn der Messias plötzlich den Abflug macht.
Als Favre bei uns im Herbst 2009 demissioniert wurde – mehr oder weniger auf eigenes Betreiben – das gab schon einen unangenehmen Stich in der Herzgegend. Da war was zerbrochen, was kaum zu reparieren schien. Kam dann ja auch ziemlich dicke, mit Funkel und Abstieg, wobei die Rückrunde („Niemals aufgeben!“) auch eine Welle der Solidarität losgetreten hat, die uns federleicht durch die folgende Zweitligasaison getragen hat. Und zusätzlich eine Mitgliederschwemme ausgelöst hat.
Doch wer weiß: Dass wir doch noch ein zweites Mal bitterlich runter mussten, war vielleicht auch den Nachbeben des Favre-Schocks geschuldet.
Interessant ist, dass Lulu-Boy mal wieder von sich aus das Handtuch geworfen hat. Wobei er sich da in guter Gesellschaft befindet, Armin Veh lässt grüßen. Noch interessanter sind die Reaktionen. Nicht nur der Fans, sondern auch von manchen Medien. (Der Link ist wirklich lesenswert).
Wurde natürlich immer mal wieder die Hertha-Parallele gezogen. Wobei das nicht so ganz passt: Wir hatten eine neue sportliche Leitung, einen Arsch voller Schulden und die Champions-League NICHT gepackt. Das war schon dramatisch, auch wenn ich das damals nicht so wahrhaben wollte.
Dachte auch lange, dass MP einfach zu wenig auf LF eingewirkt hat, dass Onkel Dieter da hartnäckiger gewesen wäre. Aber er wollte und/oder konnte einfach nicht mehr. Total ausgebrannt der Typ. Mit seiner seltsamen PK hat er dann auch noch den Vogel abgeschossen, aber das ist ein anderes Thema.
Als Gladbach ihn anno Fast-Abstieg kurz vor Ultimo geholt hat, da hatte ich gleich ein gutes Gefühl, dass er die Klasse noch irgendwie hält. Hätte ich mal ein paar Taler auf eine gelungene Mission gewettet. 
Nachdem Monsieur das Wunder tatsächlich geschafft hatte, war ich sogar ein bisschen neidisch, gebe ich gerne zu. Da war er nämlich plötzlich wieder da, der Favre-Blues. Von wegen: Das hätte er bei uns auch gepackt, wenn man ihn denn gelassen hätte. Wenn er denn gewollt hätte. Wenn man ihn zum Jagen getragen hätte. Ach, Lucien!
Bei Gladbach hat er wesentlich mehr bewirkt, als bei uns. Hertha, das waren seine Lehrjahre, sozusagen. Bei Glädbäcksen ging ja richtig die Post ab. Mit kleinen sportlichen Dellen, aber grundätzlich in die richtige Richtung. Sollte man meinen. Da kann man sich leicht vorstellen, wie tief der Schock sitzen muss. Bin gespannt, wie das am Niederrhein weitergeht.
Und wie lange es dauert, bis Herr Favre wieder irgendwo aufschlägt. Und vor allem wann. Meine spontane Idee war, irgendwo in der Schweiz. Schön gemütlich. „Bundesliga kann er eben nicht“, würde es dann wieder heißen. Fucking Besserwisser.
Dabei hätte ich es ihm von ganzem Herzen gegönnt. Sogar mit Gladbach. War diesmal übrigens mein Meistertipp bei Kicktipp. Kann ich mal wieder knicken. Beim Meistertippen liege ich in letzter Zeit regelmässig daneben. Letztes Jahr hatte ich schön auf Schalke gesetzt. Als hätte ich es geahnt.