Mit der Europapokalbegeisterung in Berlin ist das ja so eine Sache. Champions League weckte anno Tobak noch Interesse, Uefa-Kuppe resp. Euro League dagegen interessiert maximal ab Halbfinale. Bei Scheissbook und Co. habe ich zwar schon diverse Ticket-Selfies entdeckt, aber nur von den üblichen Verdächtigen. Ich selbst bspw. habe noch nix dergleichen besorgt. Das erste Spiel gegen Bilbao werde ich evtl. am heimischen Herd verfolgen, muss am folgenden Tag arbeitsbedingt extrem früh aus den Federn. Bei Anstoß (21.05 Uhr!) liege ich normalerweise längst im Bett, ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Und wenn nicht mal icke hingehe, kann es nicht so voll werden. Ich tippe auf maximal 25 Tsd. Zuschauer, sofern es nicht wieder regnet und genug Basken den Weg ins Olympi finden. Ich wäre ja schwer für den bereits unterbreiteten Vorschlag gewesen, die Vorrunde komplett in den Jahnsportpark zu verlegen, der wird garantiert immer voll, von wegen künstliche Verknappung, aber das ist dem Herrn Schiller dann wahrscheinlich doch etwas zu knapp. Wahrscheinlich würde auch die Stadion GmbH rumheulen und quasi als Kompensation gleich nochmal die Miete erhöhen. Kennt man ja.
Also, ums kurz und schmerzlos zu machen, gegen Bilbao bin ich schon mal nicht live dabei, jedenfalls nicht in Berlin. Dafür in Bilbao. Habe zwar noch keine Karten, aber dafür einen Flug. Und Unterkunft. Ja-ha, da staunt der Laie. Hattte eigentlich damit gerechnet, dass nach der Auslosung das große Fingerschnippsen einsetzt, ein allgemeines Halli-Hallöchen, von allen jenen Vögeln, die gerne auf Auswärtsfahrt fliegen. Kam aber nix. Fast nix. Nur ein schüchterner Anruf von Kollege T. aus R. So nahm das Schicksal seinen Lauf.
Habe ich mich schon ein bissel über den mauen Rücklauf gewundert. Allerdings liegt die letzte Sause gerade mal wenige Wochen zurück, im putzigen Darmstadt wars, im schönen Frühjahr. Da sind die Akkus noch voller Auswärtsadrenalin, da muss man nicht schon wieder in die Ferne schweifen. Zumal Lugansk, Östersund, ja selbst Bilbao alles mögliche, aber eben keine Knallerziele sind. Freiwillig an die ukrainische Front? Na, ich kann mich gerade noch beherrschen. In der schwedischen Walachei, wo sich Elch und Rentier Ende September schon am frühen Nachmittag gute Nacht sagen, da will ich mich so kurz vorm Berliner November auch lieber nicht vorwinterlicher Depressionsgefahr aussetzen. Bliebe Bilbao. Das Baskenstädtchen soll ja alles andere als eine Perle sein, aber von den drei zur Auswahl stehenden Spielorten immer noch am attraktivsten, sportlich sowieso.
Trotzdem habe ich zunächst gezögert. Dann habe ich nochmal in den Kalender geschaut. Weiter gezögert. Erst als die Spiele bis Anfang Dezember terminiert wurden, das war vor ein paar Tagen, habe ich mich spontan entschieden. Wer Bilbao sagt, habe ich mir gedacht, der muss auch Kölle sagen. So sieht die Pilgerfahrt dann mal aus: Berlin, Düsseldorf, Bilbao, Lissabon, Kölle, Berlin.
Düsseldorf? Lissabon?? Ja, Lissabon. Gibt von Bilbao keine Direktflüge nach Köln. Hätte natürlich auch via Berlin buchen können, aber in Tegel zwischenlanden, das wollte ich dann doch nicht. In Lissabon bleibt immerhin Zeit für ein paar Tässchen Bica, der Flughafen liegt dort ähnlich dicht an der Stadt, wie bei uns in Charlottenburg, sogar mit U-Bahnanschluss, wie man hört. In Düsseldorf reicht mir der Flughafen.
Wie gesagt, alles gebucht und gebongt, nur die Eintrittskarten fehlen noch. Da mache ich mir aber keinen Kopp, das kriegen wir auch noch hin, ins Stadion des Athletic Club de Bilbao (San Mamés) passen knapp über 50.000, der Schnitt liegt bei rund 40.000. Und Hertha ist für die Bilbao-Athleten sicher auch nicht das Spiel des Jahrhunderts. Kölle sollte auch klappen, ist immerhin ein Sonntagsspiel und kein Karneval, Anstoß 18 Uhr, da wird der Berliner Block nicht sooo voll werden. Es sei denn, die blauweisse Meute pilgert geschlossen von Bilbao nach Kölle, gloobick aber erstmal nicht.
PS: Spät- und Kurzentschlossene sind herzlich eingeladen, sich anzuschließen. Weitere Reisedetails per E-Post.