Asi mit Niveau, Lyrik uffm Klo

Wo man hinhört, der Tenor ist stets der gleiche: Hauptsache Halbfinale. Also Schwamm über die Schwabmaten und nach vorne gelinst: 35 aus 21, damit lässt sich locker leben, auch wenn eine Niederlage immer nervt, egal gegen wen. Ficktescheisse.
Nächster Gegner: Die Software-Spezis von Motor Wolfsburg. Ich sehs schon vor mir, das Olympi kaum halbvoll, die Alte im Pokalrausch, wieder ne Pleite. Und dann heißt es, au weia, die Rückrunde ist wieder fürn Eimer.
Aber wen schert das schon?! Pal hat die Marschroute vorgegeben und die heißt Pokalfinale. Bundesliga ist schmückendes Beiwerk. Oder etwa nicht? Nein, isse nicht. Verhindern lässt es sich aber kaum, dass alle auf Ende April schielen. Ein Luxus-Dilemma.
Im Hecht wurden Mittwochabend reihenweise Anekdötchen aus der Vergangenheit rausgekramt. Die fröhliche Runde bestand fast ausschließlich aus betagten Herren, die einiges miterlebt haben. Abstieg, Ausscheiden, Auftritte im Poststadion, das waren die wesentlichen Stichworte. Herthas Historie besteht ja bis dato aus einer losen Abfolge schmachvollen Scheiterns, glanzvolle Höhepunkte sucht man vergebens. Es sei denn, man zählt die letzen Aufstiege dazu oder mal hie und da einen unverhofften Sieg gegen einen übermächtigen Gegner. Dafür gibts bekanntlich keine Trophäen. Trotzdem kann man auch als Herthaner in Erinnerungen schwelgen und hat Freude dabei, wie ein Ferkel im Matsch.
Unterm Strich war die Woche also ein Erfolg. Ganz besonders erfreut hat mich auch ein Artikel in der aktuellen Ausgabe von 11Freunde. Das Heft ist zwar schon ein paar Tage auf dem Markt, aber ich lese das Ding selten in einem Rutsch durch. Normalerweise blättere ich erstmal locker drin rum, guck mir die Bilder an und lese dann von vorne nach hinten. Es sei denn, ich stoße beim ersten Schmökern auf einen Artikel, der sofort mein Interesse weckt. Das war in letzter Zeit nicht so oft der Fall. Mitunter verlege ich das Heft und vergesse total die Zeit – und schwupps, liegt plötzlich die nächste Ausgabe im Briefkasten. Dann steh ich unerwartet unter Druck, das vorherige Heft ganz schnell konsumieren zu müssen, ist ja schließlich nicht für umme. Das ist wiederum auch nicht Sinn der Sache.
Drum habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, das Heft auf dem Klo zu deponieren. Da bin ich relativ regelmäßig, gerne auch etwas länger, da kommt ein ellenlanger Bericht mitunter ganz gelegen.
Ich will hier keine unappetitlichen Details loswerden, sondern lediglich erklären, warum ich erst im Laufe der letzen Woche auf eine Geschichte gestoßen bin, die mich am Anfang eher wenig angemacht hat. „Des Wahnsinns fette Beute“ lautet ihr Titel, dazu ein mehr als anderthalb Seiten großes Foto von englischen Schulkindern, die dicht gedrängt auf einer Tribüne stehen. Der Untertitel erklärt dann, worum es eigentlich geht: „Die ersten Jahre im Stadion sind die schönsten. Schicken wir also unsere Kinder raus aus den Familienblöcken und rein in die Fankurve“.
Geschrieben ist der Lobgesang auf die schönste Nebensache von 11Freunde-Chefredakteur Köster, bekanntermaßen ein großer Fußball-Schöngeist und außerdem Fan von Arminia Bielefeld. Seine Söhne allerdings haben sich in unsere Hertha verguckt, was den Herrn Vater einerseits grämt, andererseits aber mit Stolz erfüllt, weil sie mit dem Wahlspruch „support your local team“ souveräne Eigenständigkeit beweisen.
Ich mache hier selten Werbung für andere Publikationen, in diesem Fall empfehle ich den Kauf des Heftes (Ausgabe #171, auf dem Cover trabt Lothar Matthäus übern Rasen des San Siro) ausdrücklich, die Geschichte ist urkomisch und geht einem Herthaner runter wie Schmalzstulle mit Gürkchen und Senf. Wer das Geld sparen will, der findet das Ding eventuell auch irgendwann online, wetten würde ich allerdings nicht drauf.

PS Scheiss auf Dritter, Halbfinale rules!