Alles, alles geht vorbei

Freiburg kommt. Und jetzt alle mal aufgehorcht: Dardai hat uns einen Sieg versprochen! Kann man als Trainer mal machen, wobei ich gleich einen Appell an die Kritiker hinterherschicken möchte: Sollte tatsächlich ein Sieg gegen Freiburch gelingen, dann lag es nicht notwendigerweise an des Trainers Versprechen, Ihr Schäfchen. Das wäre dann doch zu simpel, etwa so wie bei Timm Thaler. Wer kennt den Vogel noch? Tommi Ohrner („Manni, der Libero“) hat die Figur vor zig Jahren verkörpert, vor nicht allzu langer Zeit lief gloobick eine Neufassung im Kintopp (herrliches Wort). Wer den Film kennt, weiß, worauf ich hinaus will. Hertha wird Meister, ab jetzt für immer, jede Wette, hihihahahoho.
Genug gescherzt, anderes Thema. Fährt jemand nach Hämburch? Ein aller-, wirklich allerletztes Mal den HaEsVau live in Liga eins? Ick würd ja gerne, ganz ehrlich. Ist ja quasi umme Ecke. Weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in HH war. Das erste Mal weiß ich dafür noch. Im alten Volksparkstadion, auch sone flach ausufernde 70er Schüssel (Optik) aus dem Jahr 1953. Muss also mal topmodern gewesen sein. Na ja, was man so modern nennt. So oder so ähnlich sahen früher viele Stadien hierzulande aus, alles andere als steil, dicht, geil oder wie der Claim für unse künftige Traumarena auch immer heißen mag. Mein erstes Mal im Volkspark war in der Aufstiegssaison 97/98, also recht spät, am Ende gabs ein 1:1, Torschütze für Hertha war Andi Schmidt. Der HSV hatte auch damals schon seine besten Tage hinter sich, nur wusste das damals noch keiner. So ein elendig langes Siechtum ist sicher kein Zuckerschlecken.
Die sollten sich ein Beispiel an unserer Hertha nehmen, hier ging das immer ruckzuck, holterdipolter und ab ins Unterhaus. Keiner hatte nie nicht mit dem Untergang gerechnet, ich jedenfalls. Prinzip Hoffnung, man kennt das ja. Weiß der Kukuck, warum ich hier von Uns Uwe sein Verein schwadroniere, wo doch das schwerste Spiel immer das nächste ist. Und das ist Freiburg, die Streichertruppe aus dem schönen Schwarzwald. Das Ding sollten wir in der Tat besser nicht verlieren, sonst könnte es nach Hammerburg doch noch mal eng werden. Totgesagte leben bekanntlich länger und die ollen Rotschlüpper werden mir schon seit Wochen viel zu sehr totgesagt. Aber wolln mal nicht den Teufel anne Wand malen, nicht wahr.
Hollerbach, echt mal, wer kommt auf sone Idee?
Eins meiner ersten Spiele im Olympi war ebenfalls gegen den HSV, auch ein 1:1. Für den HSV traf ein gewisser Georg genannt Schorsch Volkert nach 29 Minuten. Das hab ich mir komischerweise gemerkt (den Volkert, nicht die Minute), den Hertha-Schützen musste ich erstmal nachschlagen. Es war – täterätäää und tusch – Erwin Hermandung, in der 75. Minute zum Endstand. Laut Weltfussball.de vor rund 30.000 Zuschauern, am 1. Mai 1976. Ein Samstag, Anstoß 15.30 Uhr. Der Vater (Onkel, Bruder??) eines Mitspielers aus meiner damaligen Mannschaft (Hertha 06 D-Jugend) hatte uns eingeladen. Mit der S-Bahn sind wir hin, Westkreuz umsteigen, weeß ick noch. Die alte Holzklasse, rumpel rumpel quiiieetsch. Reichsbahn, alles ziemlich runtergerockt, die Bahnhöfe mit echtem DDR-Flair, die Abfertiger mit roten Käppis, Trillerpfeife und Kelle. Herrlich. Eintrittskarte fürs Olympi billigste Kategorie: Oberring gesamt, Unterring Kurve. Ich muss nur die Augen schließen und schon habe ich die Atmo von anno damals präsent: Blauer Himmel, Sonnenschein, laues Lüftchen, die Anzeigetafel mit kleinen Blinklichtern bestückt. Der Geruch von Bier, das Gemecker der alten Herren und ihr Schwelgen in den guten alten Zeiten. Etwas unbeschreiblich Rauschhaftes ging von dem Rund aus, die Spieler auf dem Rasen waren für mich kleinen Piepel nur ein winzig kleiner Teil dieses archaischen Wettkampfspiels in dieser schaurig schönen Stadionkulisse.
Der HSV, gute Güte, wie konnte es bloß soweit kommen? Aber jut, das olle Dinoviech wäre dann endlich mal weg und die bescheuerte Uhr ebenfalls. Braucht doch kein Mensch, so einen Firlefanz.